Im Rahmen unserer diesjährigen Tagung in Zürs „Kontroversen in Gynäkologie und Geburtshilfe“ haben wir uns intensiv mit einem Thema beschäftigt: Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin. Was heute schon möglich ist – und was in Zukunft denkbar wird.
Ein Blick hinter die Kulissen dieser Entwicklungen zeigt, wie tiefgreifend sich medizinische Abläufe bereits verändert haben – und welchen Weg wir im Frauengesundheitscenter aufmerksam mitgehen. Denn unser Ziel bleibt immer dasselbe: die bestmögliche medizinische Betreuung für unsere Patientinnen.
In der Pathologie, der Untersuchung von Gewebeproben auf Krebszellen, wird KI bereits erfolgreich eingesetzt. Sie kann auffällige Zellen automatisiert erkennen und markiert diese für den Pathologen. Das spart nicht nur Zeit, sondern erhöht auch die Genauigkeit. Spezialisierte Systeme wie Ibex AI helfen beispielsweise dabei, Brustkrebs sicherer und schneller zu diagnostizieren.
Auch in der Radiologie ist KI ein echter Fortschritt. Röntgen-, CT- und MRT-Bilder sind hier die Grundlage für viele Diagnosen. KI-Systeme können diese aufgenommenen Bilder im Hintergrund analysieren, Auffälligkeiten markieren und so die medizinische Beurteilung gezielt unterstützen – ein großer Vorteil angesichts der stetig wachsenden Zahl an Untersuchungen. So hilft etwa Rapid AI, bei Schlaganfällen rasch zu entscheiden, ob eine akute Behandlung wie eine Thrombektomie notwendig ist.
Relevant für uns: In der Brustkrebsfrüherkennung konnte KI in Studien Brustkrebs genauso zuverlässig erkennen wie erfahrene Radiologen – bei gleichzeitig 44 % weniger Arbeitsaufwand. Herausforderungen dabei sind jedoch die noch offenen juristischen Fragen, wie etwa die Haftung, wenn KI einmal fehlerhaft agiert.
Ein weiteres spannendes Feld ist die KI in der Genetik. Komplexe genetische Informationen, die früher nur mit hohem Aufwand analysiert werden konnten, lassen sich dank KI schneller und exakter auswerten.
Besonders beeindruckend ist hier die Fähigkeit, Proteinstrukturen vorherzusagen, die fast so genau sind wie aufwendige Laboranalysen. Diese Technologie wurde 2024 sogar mit dem Nobelpreis in Chemie ausgezeichnet.
Die Möglichkeiten von KI gehen aber noch weiter: Sie hilft nicht nur dabei, krankheitsrelevante Gene zu identifizieren, sondern ermöglicht auch, Analysen von Gesichtsmerkmalen, die auf seltene genetische Syndrome hinweisen.
Trotz aller Begeisterung: Der Einsatz von KI in der Medizin wirft auch Fragen auf – etwa zum Datenschutz oder zur Verantwortung bei Fehlern. Für uns im Frauengesundheitscenter steht deshalb fest: KI kann Ärzte unterstützen, aber niemals ersetzen. Die Entscheidung über Therapien und Diagnosen bleibt beim Menschen.
Die Zukunft wird somit nicht nur von technologischen, sondern auch von gesellschaftlichen Entscheidungen geprägt. Unser Anspruch dabei: Im Frauengesundheitscenter sehen wir es als unsere Verantwortung, neue Technologien wie KI aufmerksam zu beobachten, kritisch zu hinterfragen und dort einzusetzen, wo sie einen echten Mehrwert für unsere Patientinnen bringen.